❄️ Knackendes Eis, Wurzelwesen und die Kunst des Staunens
- Isa Hi
- 13. Okt.
- 5 Min. Lesezeit

Mehrere Wurzelknie einer Sumpfzypresse ragen wie kleine Figuren aus dem Uferboden. Warmes Licht betont die knorrigen Oberflächen; dahinter stehen die Stämme am See, im Hintergrund schimmern Lichter der Uferlinie. Die Szene wirkt ruhig, fast märchenhaft.
🌟 Wie wir durch achtsames Sehen und Fühlen das Staunen wiederfinden
Spätherbst. Der Atem ist kalt, die Wege sind still. Zwischen kahlen Zweigen glitzern kleine Pfützen, zart überzogen von hauchdünnem Eis. Ich kann nicht anders – ich muss daraufsteigen. Das feine Knacken, das kurze Splittern, das Schimmern darunter: ein kleiner Zauber. Für einen Moment bin ich wieder Kind. Ganz da. Ganz wach. Staunen braucht nicht viel – nur diesen Augenblick, in dem wir wirklich sehen, hören, fühlen.
Staunen ist mehr als Überraschung oder Freude. Es ist ein Moment völliger Präsenz – eine offene Haltung, in der wir ohne Urteil wahrnehmen, fühlen und entdecken. Fantasie wird zur Brücke zwischen Sinnlichkeit und inneren Räumen; wir sehen das Kleine, das Alltägliche, die Details, die sonst verborgen bleiben. So werden wir leise Zeugen der Wunder um uns – in der Natur, im Alltag, in Begegnungen und in uns selbst.
Staunen öffnet die Sinne: das feine Knacken des Eises, der Geruch von feuchtem Laub, winzige Figuren, die Schnee oder Wurzeln formen. Alles wird spürbar, sichtbar, hörbar – und wir sind einfach da.
Manchmal genügt ein Schritt in den Schnee, um die Welt neu zu entdecken: Mit den Schuhen kleine Figuren andeuten, Spuren ziehen, lachen. Ein spielerischer Moment – und doch voll Präsenz.
Beim Herbst-Sinnes-Check nehme ich einen kleinen Bissen Apfel. Ich schmecke die Süße, die feine Säure, spüre die Textur zwischen den Zähnen. Die Welt schrumpft auf diesen einen Geschmack – und öffnet sich zugleich intensiver.
In Italien, bei einer alten Sumpfzypresse, wuchsen mitten aus dem Boden kleine Wurzelwesen – im Volksmund auch Wurzelmännchen genannt. Sie standen da wie eine versammelte Runde, still und aufmerksam, als hüteten sie Geheimnisse. Meine Fantasie wurde sofort lebendig: kleine Wesen, die Geschichten tragen und sanft beobachten. Sie waren einfach da – echt, unverstellt, lebendig. Darin lag das Staunen.(Botanisch sind das die „Kniewurzeln“ bzw. Atemwurzeln der Sumpfzypresse – und doch dürfen sie im Herzen ruhig Wesen bleiben.)
🧠 Die stille Kraft der Fantasie
Fantasie ist kein Ausflug ins Unwirkliche, sondern eine lebendige Form der Wahrnehmung.
Sie verbindet, was wir sehen, mit dem, was in uns schwingt.
Mit ihr erkennen wir Möglichkeiten statt Grenzen, entdecken Wege im Alltag und Trost in schweren Momenten.
Fantasie macht Staunen tragfähig: Was uns berührt, bekommt Gestalt – als Bild, Gedanke, Idee.
Und manchmal genügt ein Blick auf eine Wurzel, die wie ein kleines Wesen wirkt, und etwas Helles beginnt in uns zu sprechen.
„Fantasie ist die Sprache, in der das Staunen weiterdenkt.“
Kinder zeigen uns, wie leicht Staunen fällt. Ein Käfer auf dem Gehweg, der erste Nebel zwischen Bäumen, ein Blatt, das im Wind tanzt – alles wird betrachtet, gespürt, bestaunt. Kein Urteil, keine Eile. Diese Offenheit finden wir wieder, wenn wir achtsam werden.
Gerade in stressigen Momenten, wenn alles drängt und wir nur noch funktionieren, kann Staunen ein kleiner Anker sein. Ein Knacken im Eis, ein tanzendes Blatt – solche Mini-Wunder holen uns in die Gegenwart zurück, lassen uns atmen und bewusst spüren; Fantasie schenkt uns neue Blickwinkel, selbst wenn außen alles eng wirkt.
🧘 Wenn es eng wird – Stress-Reset
(still-tauglich, 75–90 Sek.)
• Bemerke: „Gerade viel Druck.“
• Lege eine Hand auf Brust oder Bauch. Spür den Atem unter deiner Hand.
• Sieh drei leise Dinge vor dir: Licht, Kante, Farbe.
• Spür zwei Körperpunkte: die Fußsohlen am Boden und eine Schulter unter der Kleidung.
• Fantasieswitch: Stell dir vor, du bist ein Baum im Wind.
• Der Wind darf wehen – du bleibst verwurzelt.
• Frag dich: „Was wäre jetzt die freundlichste nächste kleine Handlung?“
• Nenne sie leise.
• Atme tiefer ein … und länger aus.
• Spür den Boden.
• Sag: „Ich bin hier. Es reicht, klein zu beginnen.“
• Nimm eine Spur von Weite wahr – so, wie sie heute ist.
• Wenn du bereit bist: weiter.
Staunen heißt nicht nur „Wie schön!“ oder „Wie verrückt!“. Es ist eine Haltung, in der Bewerten keine Rolle spielt. Wir müssen nichts einordnen, nichts verbessern. Wir dürfen einfach sein. In der Natur gelingt das leicht: ein Stein in der Hand, das Rascheln trockener Blätter, der Geruch feuchter Erde. Alles wird zum Spiegel – und spiegelt auch uns.
Manchmal begegnen wir diesem Staunen in uns selbst – in stillen Momenten, in Meditation oder in Rückführungen. Wenn Bilder, Gefühle oder Erinnerungen auftauchen, dürfen sie einfach da sein: ohne Erklärung, ohne Bewertung. Ein Fluss, ein Hügel, ein Lichtstrahl. Wir schauen, fühlen, lassen zu. Dieses stille Wahrnehmen öffnet Räume, die Alltag und Verstand oft verschließen.
Heute begegnet uns Staunen auch digital: in kurzen Videos, Memes, kuriosen Bildern. Wir schmunzeln, scrollen weiter. Und doch: Wer bewusst hinsieht, findet selbst dort kleine Wunder – absurde Details, kreative Einfälle, menschliche Überraschungen. Flüchtig, schnell – und trotzdem voller Potenzial, wenn wir achtsam bleiben.
🧩 Praktische Mini-Übungen, die Staunen nähren
• Fantasiefunken (60 Sek.): Schau dir ein kleines Naturdetail an. Benenne drei Dinge, die es auch sein könnte. Spüre das Gefühl dazu – atme einmal bewusst nur damit.
• Blatt-Atmen: Ein Blatt aufnehmen, die Adern zählen, ruhig atmen.
• Barfuß-Minute: 60 Schritte über Gras oder Erde, jeden Kontakt spüren.
• Stein-Dialog: Einen Stein halten, innerlich fragen: „Was hast du gesehen?“ – und lauschen.
• Herbst-Sinnes-Check: 1 Geschmack, 2 Geräusche, 3 Farben/Texturen, 1 Duft.
Mit dem Staunen wächst eine leise Verantwortung – nicht aus Zwang, sondern aus Verbundenheit. Wer die kleinen Geheimnisse sieht, möchte sie behutsam bewahren: einen Baum achten, eine Wiese respektieren, einen Lichtstrahl im Wald bewusst wahrnehmen. Kleine Gesten aus Bewunderung und Respekt helfen, dass diese Wunder auch für andere bleiben.
Am Ende zählen die Momente, die uns wirklich berühren: das Knacken des Eises, das Spiel der Wurzelwesen, der erste Atemzug nach dem Regen. Wir sind präsent, wach, verbunden – vielleicht ein kleines bisschen verzaubert.
Vielleicht ist es genau das: die kleinen Wunder – ein Blatt, ein Knacken im Eis, ein Funke Fantasie, der in Wurzeln, Schnee oder einem Apfel aufleuchtet. Sie schenken uns unter Druck Atem und Richtung.
Staunen ist kein Luxus, es ist ein leiser Halt – und wer ihn zulässt, erlebt die Welt ein kleines bisschen heller.
🌿 Wenn du diese Qualität des Staunens tiefer in dir erkunden möchtest – in Stille, einer inneren Entspannungsreise oder einer achtsamen Rückführung –, begleite ich dich gern. Sanft. Achtsam. 💛 Termine & Kontakt: siehe Kontaktbereich auf meiner Website.
⚖️ • Allgemeiner Hinweis: Dieser Beitrag ersetzt keine medizinische, psychologische oder therapeutische Behandlung. Er dient der Information, Inspiration und persönlichen Reflexion.
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