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🕯 Wenn Erinnerung weiterfließt – Gedanken zu den stillen Tagen im November

Aktualisiert: 3. Nov.

Goldene Herbstblätter über einem sanften Fluss; Sonnenlicht spiegelt sich auf dem Wasser – Symbol für Erinnerung und Loslassen.
Licht auf der Donau – Erinnerung, die weiterfließt.

Über das Loslassen, das Bleiben und die leise Bewegung zwischen Leben und Erinnerung.


Es gibt Tage, die führen einen ans Wasser.

Nicht zu einem festen Zeitpunkt,sondern dann, wenn das Leben leiser wird und etwas in uns zurück zur Quelle will, an einem dieser stillen Tage im November.

Dort, wo einst Abschied war. Eine Wasserbestattung – still, weit, unaufgeregt und doch unendlich nah.

Die Urne durfte gehalten werden, so lange, bis der Moment des Loslassens kam. Kein Müssen, kein Zwang – sondern ein stilles Einverständnis zwischen Herz und Hand. Das Wasser trug, nahm auf, trug fort.

Und es blieb die leise Ahnung, dass es erinnert – an das, was bleibt,wenn alles andere gegangen ist.

Solche Augenblicke haben kein festes Datum.

Sie können im Frühling geschehen, im Herbst oder mitten im Sommer.

Allerseelen ist nur eine der vielen Gelegenheiten, an denen sich Erinnerung zeigt, einer jener stillen Tage im November. Es geht nicht um einen bestimmten Tag – sondern um das stille Innehalten, das irgendwann im Jahr spürbar wirdund uns daran erinnert,wie nah Vergangenes noch immer ist.


Manchmal liegt etwas in der Luft, das still macht. Nicht traurig im üblichen Sinn – eher tief. Als würde das unausgesprochene Vermissen so vieler Herzenfür einen Moment fühlbar werden. Kein Schmerz, der schreit. Eher dieses leise Ziehen – wie ein gemeinsames Erinnern daran, dass Liebe bleibt, auch wenn sie keine Gestalt mehr hat. Und mitten in dieser Schwere entsteht etwas Weiches,ein Frieden, der sich nicht erklären lässt. Nur fühlen.


Manchmal spürt man dann, dass Grenzen nicht hart sind,sondern durchlässig – wie Licht im Nebel. Und mit den Gedanken an jene, die gegangen sind, tauchen oft auch Erinnerungen an Teile in uns selbst auf, die wir verloren glaubten: alte Wünsche, vergessene Zeiten, kleine Abschiede, die nie bewusst betrauert wurden.

Solche Tage laden dazu ein, einfach nur wahrzunehmen.

Nichts zu erklären, nichts zu tun.

Nur zu sein.

Der Fluss erzählt jedes Jahr dasselbe und doch klingt es jedes Mal anders. Er erinnert daran, dass Loslassen keine Aufgabe ist, sondern Bewegung. Dass Erinnerung tragen kann, ohne festzuhalten. Dass Verbindung bleibt, wenn man still wird.


In Rückführungen geschieht oft etwas Ähnliches: Menschen tauchen in frühere Bilder oder Begegnungen einund erkennen, dass Abschied und Neubeginn nie getrennt sind. Dass jede Begegnung eine Spur hinterlässt. Und dass Erinnern nicht bedeutet, festzuhalten,sondern weiterzugehen – mit Bewusstsein und Dankbarkeit.

Man braucht keine großen Rituale.

Oft reicht es, die Hände ins Wasser zu tauchen, die Kühle zu spüren und für einen Moment still zu werden.

Und doch können Rituale hilfreich sein – kleine Gesten, die uns Halt geben, wenn Worte fehlen. Eine Kerze, ein Spaziergang, ein Blick zum Himmel.

Nicht, weil sie etwas ändern, sondern weil sie uns erinnern, dass Verbindung bleibt.


Dann tauchen Fragen auf, die keine schnellen Antworten brauchen:

Was trägt mich?

Was darf gehen?

Welche Erinnerung nährt mein Herz – und welche raubt mir Kraft?


Und manchmal liegt die Antwortschon in der Stille dazwischen.

Wenn wir weitergehen, nehmen wir keinen Abschied mit, sondern Ruhe.

Ein leises Vertrauen, dass jede Seele ihren Weg kennt. Dass nichts verloren geht – nur verwandelt. Und dass Erinnerung, wenn man sie sanft hält, zu einem Licht wird, das begleitet – nicht blendend, sondern warm.

Allerseelen ist kein Ort, kein Datum. Es ist ein Zustand, den man in sich findet – im Atmen, im Innehalten, in den stillen Zwischenräumen des Tages.

Man muss nirgendwo hingehen. Du darfst einfach da sein, dich erinnern, fühlen und spüren, dass Verbindung weiterfließt –  besonders an den stillen Tagen im November, über Raum, Zeit und Leben hinaus.


🌿 Fazit

Trauer ist keine Schwäche.

Sie ist Liebe, die keinen Platz mehr im Außen findet – und deshalb nach innen wandert.

Und Loslassen bedeutet nicht, etwas zu verlieren, sondern Platz zu schaffen, damit Erinnerung weiteratmen kann.



© 2025 Isabella Hierzegger.


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Dieser Beitrag beschreibt persönliche Gedanken und spirituelle Erfahrungen.

Er ersetzt keine therapeutische, medizinische oder psychologische Beratung.


 
 
 

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